Plaguers (Space of the Living Dead)

USA 2008 – Regie: Brad Sykes – Darsteller: Steve Railsback, Jared Michaels, Alexis Zibolis – FSK 16

Der erste Artikel auf moviemottenkiste.de gibt direkt die Marschrichtung dieses Blog vor. B-Filme, C-Filme, Low-Budget und vergessene (S)Hits aus der Mottenkiste. Ein Blog, dessen Zielgruppe nicht der Blockbusterfan sein soll. Hier geht es um Filme, deren Qualitäten man nicht an Budget, Einspielergebnis oder Kultstatus misst. Den Anfang macht PLAGUERS aus dem Jahr 2008. Dieses SciFi-Horror Kleinod des fleißigen B-Filmers Brad Sykes versteckt unter einer kostengünstigen Decke eine Menge unterhaltsamer Qualitäten. Zur Feier des Tages gibt es neben der Rezension auch zwei Exemplare des Films, bei uns unter dem Titel SPACE OF THE LIVING DEAD erschienen, für eure Sammlung auf DVD zu gewinnen!

Der US-amerikanische B-Filmer Brad Sykes kann auf eine beachtliche Anzahl gedrehter Werke zurückschauen. Von seinen Anfängen mit der Slasher-Reihe CAMP BLOOD, bis hin zu seinem aktuellen Werk HI-FEAR. Auf dem Weg dorthin entstand PLAGUERS. Eine Hommage an das Videotheken-Kino der 1990er Jahre, als man an einem verregneten Wochenende mal gerne einen Film mit einem coolen Cover mitnahm, um festzustellen, dass man einen spaßigen low-budget Heuler in der Hand hielt, der sich geschickt Inspirationen der großen Genrevertreter ausborgte und damit, trotz offensichtlicher Schwächen, für einen Abend auf dem heimischen Sofa zu unterhalten wusste. Für Filmfreaks abseits des Mainstreams sind solche Werke legendär. Doch auch in heutigen Zeiten ist das Genre des B-Movie nicht totzukriegen. Das größte Problem in der heutigen Zeit – der Output von Studios und Verleihern. Bei den gefühlten Hunderten Filmen, die monatlich erscheinen, fällt so manch ein kostengünstiger Streifen unter den Grabbeltisch. So auch PLAGUERS, der sich als spaßiges Vehikel mit Einflüssen aus ALIEN, THE THING und 28 DAYS LATER entpuppt. Hochglanzfetischisten schauen nun besser weg. Sykes legt hier Qualitäten auf den Tisch, die man nicht am Budget und einer bombastischen Optik festmachen kann.

Der Aufhänger ist eine recht übersichtliche Geschichte. Das Transportschiff Pandora will eine mysteriöse Energiequelle zur Erde transportieren, da dort mangels Rohstoffen die Reserven gen Null laufen. Doch die hell leuchtende Kugel birgt ein Geheimnis. Nachdem die Crew eine Gruppe von Frauen von einem verlassenen Schiff rettet, tappen sie in eine tödliche Falle. Die aufreizenden Damen entpuppen sich als Weltraumpiraten. Es kommt zum Kampf zwischen der Besatzung der Pandora und den Geretteten. Dabei wird durch unglückliche Umstände ein Virus freigesetzt, das aus Menschen unbesiegbare und mörderische Mutanten macht. Nun muss man sich nicht nur gegen eine Invasion der Monster wehren, auch Thanatos, die Energiequelle, darf die Erde nicht erreichen. Denn dort hat das Virus seinen Ursprung. Mit Steve Railsback (HELTER SKELTER, FINAL INSTINCT, INSEL DER VERDAMMTEN, LIFEFORCE, ED GEIN, DICH KRIEGEN WIR AUCH NOCH) konnte ein routinierter Darsteller in einer der Hauptrollen gefunden werden, der sich in allen Genre heimisch fühlt und dieser kleinen Produktion einen Namen schenkt, den jeder Filmfreak sicherlich irgendwo schon einmal gehört hat. In weiteren Rollen sieht man eher unbekannte Gesichter, die sich allesamt aber sichtlich Mühe geben, eine solide Performance abzuliefern. Dies gelingt natürlich nicht allen. Positiv sticht hier Alexis Zibolis als Captain hervor. Eine starke Frau, die klar von Ellen Ripley aus dem ALIEN Franchise inspiriert ist, deren charakterliche Tiefe jedoch nicht erreicht. Das muss sie auch nicht. Denn Sykes hat seine Charaktere bewusst mit Klischees gefüllt und oberflächlich in die Geschichte verwoben, da eine genaue Kenntnis der Protagonisten und Antagonisten gar nicht notwendig ist. Sexy Mädchen ohne weitere Attribute? Check! Die ständig besoffenen und dauergeilen Mechaniker? Check!

PLAGUERS zieht seine Unterhaltung aus anderen Aspekten. Hier geht es um Action, Humor, ein hohes Tempo und Ekeleffekte. Alles das, was solide „Hirn aus“ Unterhaltung liefern muss. So dauert es nicht lange, bis die fiesen Miezen an Bord geholt sind und das Chaos ausbricht. Nachdem die Piraten die Herren der Schöpfung mit der Aussicht auf sexuelle Eskapaden hirntot gemacht haben und gefangen nehmen, bricht das Chaos aus. Bei einem Handgemenge stürzt eines der Mädels in die Energiequelle, um einen Augenblick später als Blut und Schleim spuckende Killermaschine wieder aufzuerstehen. Was das mit sich bringt, dürfte klar sein. Nicht jeder an Bord kann sich erfolgreich zur Wehr setzen und so wächst die Armee der Mutanten. Dies geschieht erfreulicherweise mittels wunderbar handgemachter Splattereinlagen, die mit dem roten Lebenssaft und anderen Körperflüssigkeiten nicht sparen. Angefangen bei kleinem Biss in Gliedmaßen bis hin zur kompletten Ausweidung. Da kommt oldschool Feeling auf. Das Make-up haut in dieselbe Kerbe und überzeugt auf ganzer Linie. Insbesondere dann, wenn ein Mutant die nächste Stufe seiner Entwicklung erreicht und immer verfallener, blutiger und abstoßender ausschaut. Zwischendurch erzeugen die Dialoge ein wenig (unfreiwilligen) Humor, gestreckt wird das Ganze dann wieder mit der Aussicht auf Tits ’n‘ Ass, die es hier (zum Glück) nicht zu sehen gibt. Denn oft wird der Einsatz nackter Haut in günstigen Produktionen genutzt, um zumindest ein Minimum an Schauwerten zu generieren. Das hat PLAGUERS aber nicht nötig. Es passiert immer etwas, es entstehen keine Längen, sodass einem die 82 Minuten sehr kurzweilig erscheinen. Einen obligatorischen Twist in der Story gibt es – ALIEN lässt grüßen – der keinen überraschen sollte und dennoch seinen Effekt als liebevolle Hommage nicht verfehlt.

Atmosphärisch kann man nicht klagen. Das SciFi-Setting überzeugt. Auch hier haben wir es mit ehrlicher Handarbeit zu tun. Die günstig zusammengebauten Sets erinnern an TV-Serien der 90er Jahre, verstecken ihre Unzulänglichkeiten keineswegs und wirken gerade deshalb so sympathisch. Selbiges gilt für die Außenaufnahmen im Weltall. Wo andere Billigproduktionen sich aus Kostengründen aus einem Fundus aus unansehnlichen CGI-Effekten bedienen, haben Sykes und seine Crew auch hier einen Ansatz alter Schule gewählt. Wenn man Raumschiffe von außen sieht, so handelt es sich dabei um echte Modelle, die beim Ansehen einen nostalgischen Kick auslösen. Ja, CGI gibt es natürlich auch. Gott sei Dank hat man den Einsatz hier auf das Nötigste reduziert. Denn wenn es zum Einsatz kommt – oje! Das ist der erste Kritikpunkt, den ich PLAGUERS ankreiden möchte. Gerade gegen Ende des Films, im furiosen Finale, verpufft selbiges dann eher, da man hier mit Animationen gearbeitet hat, die verglichen mit den überzeugenden Practical-FX einfach lustlos und wenig überzeugend wirken. Schade, das trübt das Gesamtbild. Mit einer weiteren offensichtlichen Schwäche möchte ich nicht hinter dem Berg halten. Sykes, der auch das Drehbuch verfasste, war sich wohl nicht schlüssig, in welche Richtung er mit PLAGUERS gehen möchte. Mal gibt es spannende Momente mit gut gesetzten Jumpscares, über weite Strecken dominiert dann wieder eine lockere und mit Humor gespickte Stimmung, dann ein wenig Action und Kampf, plötzlich wird es wieder lustig … Eine eindeutige Marschrichtung wäre hier wünschenswert gewesen. Für Horrorfans zu wenig, für Actionfans zu wenig, für Comedyfans zu wenig.

Abschließend heißt das aber nicht, dass PLAGUERS ein Schuss in den Ofen wäre. Ganz im Gegenteil. Der Film ist mit viel Herz umgesetzt und zeigt deutlich, dass die Macher in den „good old days“ verwurzelt sind, als das Angebot aus A- und B-Produktionen von den Zuschauern gleichermaßen geschätzt und konsumiert wurde. Sykes ist „einer von uns“, ein Filmfreak aus einer anderen Zeit. Das Gesamtpaket unterhält auf ganzer Linie, will seine Schwächen nicht verstecken und liefert am Ende das, worauf es ankommt. Einen Film, der sich selbst nicht zu ernst nimmt und nichts liefern möchte, was er nicht kann. Schnappt euch eine Tüte Chips, schaltet das Hirn ab und erfreut euch an Klischees, Ekeleffekten und einer Art von Film, wie sie heute leider nur noch selten gemacht wird. Eine Herzensangelegenheit eines Regisseurs, unbeeinflusst von den Trends der großen Produktionen.

Diese DVD gibt es zu gewinnen!

Die deutsche DVD aus dem Hause MIG / EuroVideo bietet den Film im anamorphen Bildformat mit deutscher (5.1 / 2.0) und englischer Tonspur (2.0) samt optionaler Untertitel. Bild und Tonqualität überzeugen grundsätzlich, jedoch ist die deutsche Synchro für den Eimer. Overacting, Hysterie, Genuschel – für jeden ist etwas dabei! Das zieht den Film etwas runter. Mein Tipp: Im O-Ton schauen!

GEWINNSPIEL: Schreibt mir in die Kommentare euren liebsten B- oder C-Film, den kaum einer kennt, kaum einer mag oder der einfach von der Zeit vergessen wurde. E-Mail-Adresse nicht vergessen! Die zwei Gewinner werden von mir am 1. April 2023 gezogen und benachrichtigt. Viel Glück!

US-Trailer:

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8 Antworten zu „Plaguers (Space of the Living Dead)“

  1. Avatar von Flo
    Flo

    einer meiner Lieblinge ist „Adam Chaplin“ , keine Ahnung ob der große Bekanntheit erlangen konnte aber man liest ihn viel zu selten. 😉

    1. Avatar von moviemottenkiste

      Adam Chaplin ist meines Erachtens nach an der breiten Masse vorübergegangen. Der Film vereint ja auch so ziemlich alles, über das der Mainstream die Nase rümpft. Ich habe die UK-Scheibe im Besitz, und eine Rezension wird hier im Rahmen eines Specials folgen.

  2. Avatar von Henry Westphäling
    Henry Westphäling

    Wenn den einer kennt fress ich n Besen mit Borsten. 😀

    Jäger der verschollenen Galaxie .
    Trash pur.
    hatte früher das Ocean Video Tape und der war sogar fsk 16 uncut.
    Für damalige Verhältnisse echt überraschend.

    1. Avatar von moviemottenkiste

      Slave Girls from beyond infinity? Hab ich hier liegen. Ein herrliches low Budget Vehikel. Der ist Unterhaltung pur 😁

      1. Avatar von Volker Schönenberger

        „Slave Girls from Beyond Infinity“ kommt im April als Mediabook von Wicked Vision.

        1. Avatar von moviemottenkiste

          Ich mag den Film, aber ob der jetzt unbedingt ein Mediabook haben muss… 🙂

  3. Avatar von Frederik Krausse
    Frederik Krausse

    Bloody Bloody Bibel Camp
    fand den ganz gut, auch die Deutsche syncro. Finde der ist gut gelungen. Hab ihn mal im original Ton gesehn da fand ich die deutsche Fassung sogar besser weil die es noch was mehr ins lächerliche ziehen.

    1. Avatar von moviemottenkiste

      Den habe ich noch nicht gesehen. Der Trailer macht aber Lust auf mehr. Wird bestellt 🙂

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