Sababa (Hasenjagd 2. Teil)

IL-D 1983 – Regie: Tzvi Shissel – Darsteller: Zachi Noy, Sibylle Rauch, Joseph Shiloach – FSK 16

Die EIS AM STIEL REIHE war in den 1980er Jahren in aller Munde. Waren die ersten vier Filme noch unterhaltsame Teenieklamotten, begab sich das Franchise spätestens danach auf eine qualitative Talfahrt. Natürlich lag die Messlatte nie besonders hoch, doch attestiere ich den Filmen bis einschließlich HASENJAGD (1983) zumindest einen naiven Unterhaltungscharakter, lange bevor Filme wie AMERICAN PIE (1999) den anzüglichen Bumswitz im Kino wieder salonfähig machten. Direkt nach HASENJAGD, bei vielen Fans ein Höhepunkt der Reihe, schickte man mit HASENJAGD 2. TEIL ein Spin-off in die Kinos, das sich um das allseits beliebte Dickerchen Johnny dreht. Ich meine Jimmy, ich meine Yudale, ich meine … ach … lest selbst. Vorab eine Warnung für Marktschreier. Hier ist kein Platz für Wokeness.

SABABA – WER HAT MIR DIE BUTTER VOM BROT GEKLAUT? So sollte der Film ursprünglich heißen, kam aber dann als HASENJAGD 2. TEIL in die Kinos, war nur mäßig besucht, sodass der Verleih daraufhin einen Verweis auf EIS AM STIEL 4 – HASENJAGD hinzufügte. Auch wenn die Klamotte eine interessante Entstehungsgeschichte hat, sie ist nämlich ein in großen Teilen ein improvisierter Schnellschuss, so hat sie doch wenig mit der EIS AM STIEL Reihe an sich zu tun. Ein Wiedersehen mit Benny (Yiftach Katzur) oder Momo / Bobby (Jonathan Sagall) aus der Hauptreihe gibt es darin nicht. Die Geschichte dreht sich um Jimmy (Zachi Noy), der in der Hauptreihe eigentlich Johnny hieß, in Teil 4 dann Momo, in der englischen Synchro übrigens Huey, im Original Yudale. Dieses Wirrwarr ändert nichts daran, dass ein berühmt-berüchtigter Rainer Brandt das hier bei der Namensgebung versaut hat. Auch Ramirez (Joseph Shiloach), ist hier unter dem Namen Shemesh vertreten. So hieß er übrigens schon im vierten Film in der Originalsprache. Doch Namen sind Schall und Rauch. Wichtig ist, was ein Film unter der Haube hat. Und das ist … nun … wie soll ich sagen? Auf eine unterhaltsame Art und Weise unerträglich doof.

Jimmy wurde als Kampfuntauglich eingestuft und versauert nun mit einigen Kameraden in einer Kaserne unter der Leitung von Fletcher (Moshe Ish-Kassit), der seinem Untergebenen Shemesh den Sauhaufen zur Ausbildung überlassen hat. Als ein Manöver gegen eine andere Einheit ansteht, sieht es für den Drückeberger-Trupp nicht gut aus. Frivole Eskapaden, Saufgelage, ein Arzt, der gerne Finger in Löcher steckt und hoher Besuch aus der Schweiz. Alles endet in einem wilden Durcheinander. Am Tag des Wettkampfes läuft dann alles schief, was nur schiefgehen kann. Ob Jimmy und seine Verlierertruppe das Ruder trotzdem noch herumreißen können? Schließlich geht es hier um Ehre und Stolz. Und zumindest davon haben sie viel!

Mehr Story gibt es im zweiten Teil von HASENJAGD nicht. Das ist aber nicht zwangsläufig schlecht. Denn über die Laufzeit von knapp 80 Minuten haut man euch einen Kalauer nach dem nächsten um die Ohren, sodass eine umfangreiche Rahmenhandlung gar keinen Platz gehabt hätte. Viel trägt dabei die Brandt-Synchro, ohne die HASENJAGD 2. TEIL wohl ein kompletter Rohrkrepierer wäre. Denn die Gags an sich, die sind so infantil und dämlich, dass einem beim Ansehen fast ein Tumor wächst. So bekommt Jimmy, der sich mal wieder mit einer vorgetäuschten Krankheit aus der Verantwortung ziehen will, vom Stabsarzt (Leonid Jupiter) eine Untersuchung durch „Kamerad Rektalikus“, während er mit seiner Frau am Telefon diskutiert, weshalb sein Sohn ständig seine Finger in irgendwelche Löcher steckt. Ein Gag, der dann gleich zweimal innerhalb von ein paar Minuten wiederholt wird. Oder wie wäre es mit dem hohen Botschafter der Schweizer Armee (Tzvi Shissel), der sich aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten in die Hosen scheißt? Nein? Aber Sibylle Rauch, die für eine ganze Reihe von Erektionen sorgt? Ach, kommt schon! Ja, das klingt alles sehr grenzwertig, was es nüchtern betrachtet auch ist. Spätestens im Finale, wenn Shemish und Jimmy den Feind im Frauenkostüm überrumpeln, ist es klar – man hat es hier mit einer Aneinanderreihung von Slapstick zu tun, den man vom Boden eines leeren Fasses gekratzt hat. Das bisschen Fummelei und Titties fallen da auch nicht mehr ins Gewicht. Apropos Gewicht – die „Dampfwalze“ (Devora Bakon), ewige Liebschaft von Shemesh, ist auch wieder dabei. Fatshaming gehört halt unbedingt dazu. Wer nicht so sehr geshamed wird, wie es in der EIS AM STIEL Reihe der Fall ist, ist Zachi Noy. Ist er sonst immer das Ziel des Spottes seiner Mitmenschen, so hat er in HASENJAGD 2. TEIL jemanden gefunden, auf dem er auch einmal ordentlich rumhacken darf. Duck, ein stotternder Hänfling, der von niemandem ernst genommen wird. Wenigstens sorgt er für ein paar wirklich witzige Momente.

Brandt sei Dank. Auch wenn ich im Normalfall kein Fan seiner platten Dialoge bin, insbesondere wenn er klassische Western oder Celentano-Filme versaut, so hebt er hier mit dem markanten Schnodderdeutsch zwar nicht das Niveau, im Gegenteil, er schafft aber immerhin eine Reihe von Lachern, die mich sehr amüsieren konnten. Zu viele, um sie aufzuzählen. Deshalb habe ich ein paar Highlights (mit Bildmaterial) in folgende Galerie gepackt.

Ja, auch das ist natürlich der Bodensatz an komödiantischer Unterhaltung. Die Anmerkung, das seien Highlights, ist natürlich nicht ernst zu nehmen. Aber dieser Film ist nun mal, was er ist. Und das ist nicht viel. Wisst ihr was? Spaß hab ich trotzdem damit. Zwar ist es so, dass der Humor natürlich Grenzen überschreitet. Der Mann denkt hier mit seinem Penis, die Frau besteht aus Titten und Arsch. Was man nicht im Kopf hat, hat man in der Bluse. Im Minutentakt haut man eine Zote nach der anderen raus. Ob es sich gegen dicke Menschen, Stotterer oder Homosexuelle richtet. Hier wird niemand verschont. Entschuldigt, dass ich diesem pubertären Humor doch einiges abgewinnen kann. Ich stamme aus einer Zeit, in der man noch nicht ungewollt in jedes Fettnäpfchen trat. Das heißt NICHT, dass ich andere Meinungen, Einstellungen und Identitäten nicht respektiere. Ganz im Gegenteil. Sobald eine Gruppierung auf bösartige Weise unter Dauerfeuer gerät, bin ich der Letzte, der so etwas gutheißen würde. Ich halte mir lediglich vor Augen, dass HASENJAGD 2. TEIL ein Produkt einer anderen Zeit ist und immer auf einen Lacher abzielt, der zwar Klischees bedient, dennoch nie wirklich bösartig oder angreifend ist.

Solch ein Klamauk war in der damaligen Zeit nicht unüblich und lockte, man mag es kaum glauben, doch einige Zuschauer in die Lichtspielhäuser. Dafür war ich damals noch zu jung. Moment … ich war noch nicht einmal geboren. Ich sah den Film um das Jahr 1991 herum. Da war ich sechs Jahre alt. Mein Vater hatte den Film im TV, eine Ausstrahlung auf RTL Plus, aufgezeichnet. Ja, ich durfte mir als Kind Filme ansehen, in denen Möpse vorkamen. Es waren definitiv andere Zeiten. Aus diesem Grund hat diese Klamotte bei mir auch einen dicken Nostalgiebonus. Nüchtern betrachtet ist dieses Spin-off natürlich sehr schwach. Kein Vergleich zur Hauptreihe, kein Vergleich zu vielen anderen Filmen aus dieser Zeit. Dennoch lässt sich ein gewisser Kultstatus nicht verleugnen.

Nicht zuletzt, weil der Film bis zum Sommer 2022 lediglich auf VHS erhältlich war. Fast 40 Jahre hat es gedauert, bis er über das Label Big Cinema eine deutsche DVD Auswertung spendiert bekam. Bis dahin hatten sich etliche Sammler eine der vielen VHS-Veröffentlichungen ins Regal gestellt, die mal mehr, mal weniger stark gekürzt waren und qualitativ nicht wirklich überzeugten. Nun liegt der Film in ungeschnittener Fassung mit deutschem und englischen Ton vor. Die Bildqualität (4:3 Format) ist immer noch recht unscharf, aber um Längen besser als bei den alten VHS-Bändern. Hier kann man froh sein, dass der Film überhaupt erschienen ist, damit EIS AM STIEL Fans ihre Sammlung komplettieren konnten. Es liegt zudem ein kleines Booklet mit einem Text von Herrn Hentschel bei, der im deutschsprachigen Raum wohl Anlaufstelle Nummer eins für das israelische Franchise ist.

Was bleibt abschließend zu sagen? Wenn man ohne Anspruch einfach mal lachen will, dann kann man sich HASENJAGD 2. TEIL durchaus antun. Wer allerdings mit solch flachen Komödien überhaupt nichts anfangen kann, der wird Gift und Galle spucken. Der Film ist von vorne bis hinten eine lose Sammlung dümmlicher Sprüche und Gags. Nach einem logischen Zusammenhang oder gar einer durchgehenden Geschichte muss man gar nicht suchen. Im Grunde ist es aber nur ein harmloser Spaß, fußend auf Erotik und Flachwitzen, den niemand ernst nehmen sollte. Tut niemandem weh, will niemandem weh tun. Positiv kann man noch anmerken, dass die Chemie zwischen den Darstellern passt und sie definitiv den Eindruck erwecken, als hätten sie zumindest eine gute Zeit beim Dreh gehabt. Sibylle Rauch darf ein wenig die Möppies kreisen lassen, zeigt hier und da ihre Gletscherspalten und tut das, wofür sie als deutscher Erotikstar gefeiert wurde. Nackt sein. Schauspieltalent wäre ein zu großes Wort dafür. Ein bisschen Rock and Roll zur Untermalung gibt es natürlich auch. Ein kleines Highlight ist die deutsche Syncho, bezogen auf die Sprecher. Joachim Tennstedt, Joachim Kerzel, Evelyn Maron, Hans Nitschke, Michael Chevalier… diese Stimmen kennt jeder! Und sie machen hier einen sehr professionellen Job. Eine Wohltat für die Ohren.

Zum Abschluss noch ein paar Fun Facts:

Devora Bakon erlebte die Veröffentlichung des Films nicht mehr. Sie verstarb am 18. März 1983 an den Folgen eines Autounfalles. In den Herzen der EaS-Fans wird die „Dampfwalze“ aber immer einen festen Platz haben. Sie gehört zu den Charakteren, an die man sich gerne erinnert.

Joseph Shiloach hat in den beiden HASENJAGD Filmen eine ikonische Rolle gespielt, auch im sechsten Film der Reihe ist er – in einer anderen Rolle – zu sehen.

Regisseur Tzvi Shissel inszenierte im Jahr 2001 den neunten Film der EaS-Reihe, der ein quasi Remake der ersten drei Filme ist, und bislang noch nicht in Deutschland erschien. Zachi Noy spielt darin eine größere Nebenrolle.

Mangels eines Trailers, hier der Titelsong zum Film:

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