Shredder (Snow Butcher)

USA 2001 – Regie: Greg Huson – Darsteller: Scott Weinger, Lindsey McKeon, Candace Moon – FSK 18

Erinnert ihr euch noch an die frühen 2000er? Der Pop-Punk war ganz weit oben und sportlich wagte man sich auf die Bretter. Seit einigen Jahren schon war es allerdings ein Unding, dass unzählige Studios eine Masse an Teenie-Slashern auf den Markt warfen, die nur ein Ziel hatten – Kasse machenmeist mit einem zahmen Grad an grafischer Gewalt. Dann kam Shredder. Wie? Noch nie davon gehört? Das hat einen guten Grund.

SHREDDER ist ein waschechter Slasherfilm der alten Schule, inszeniert von Greg Huson. Seine Karriere als Filmschaffender ist allerdings übersichtlich. Neben SHREDDER drehte er 1996 die Komödie DECAF. Das war es dann auch schon. Hauptsächlich arbeitet er als Produzent und Cutter, sodass neben zwei Spielfilmen lediglich ein paar Kurzfilme für das Fernsehen sowie eine Comedyshow auf sein Konto als Regisseur gehen. Das ist aber nicht tragisch, denn zumindest sein hier besprochenes Werk kann sich durchaus sehen lassen. Und warum haben die wenigsten Filmzuschauer etwas von SHREDDER gehört? Im Jahr 2001 erfuhr die Story um einen Killer im Skigebiet ein sehr limitiertes Release in den USA in einer Handvoll Kinos. Die Gründe dafür sind der damaligen Zeit zu schulden. Seit Ende der 90er ritten die Studios auf einer Teenie-Horrorwelle, in deren Portfolio Slasher ein festes Standbein waren. Doch um dem angepeilten Zielpublikum zu gefallen, wurde häufig an der Gewalt gespart. Die Auswirkungen dieser Marketingstrategie spürt man bei so einigen Filmen aus dieser Zeit. Diese wurden vor Release um einige Gewaltspitzen erleichtert. Ein populäres Beispiel dafür ist CHERRY FALLS (SEX ODER STIRB) aus dem Jahre 2000, von dem eine merklich gekürzte Fassung auf den Markt kam. Bei SHREDDER ist man diesen Schritt nicht gegangen, sodass der Film mit reichlich roter Soße versehen wurde und damit dem Trend der damaligen Zeit nicht entsprach. Weiterhin half es auch nicht, dass erst 2003 in den USA eine Auswertung auf DVD stattfand. In Deutschland erschien der Film weitere drei Jahre später, als das Interesse an Scream-Ripoffs lange vorbei und begraben war. Die Zombies hatten das (Heim)Kino übernommen.

Schade, denn SHREDDER hat alles im Gepäck, was dem geneigten Genrefan zur guten Unterhaltung dient. Erfrischend ist hierbei das Setting, das mal nicht an einer Schule oder einem Feriencamp stattfindet. Ein verlassenes Skigebiet vermittelt ein unangenehmes Gefühl der Isolation und lädt mit seinen weitläufigen Pisten nicht gerade dazu ein, im Falle eines Falles schnell ein sicheres Versteck zu finden. Und genau dort treffen wir auf den sympathischen Cole (Scott Weinger, bekannt aus FULL HOUSE), seine Freundin Kimberly (Lindsey McKeon), die einen Pfifferling um die Beziehung gibt und alles ins Bett zerrt, was ihr gerade gefällt. Sowie deren Freunde, von denen jeder eine typische Slasher Stereotype erfüllt. Der Kiffer, die Schüchterne, der Sportliche … Und wie es sich gehört, nehmen sie auf dem Weg einen Anhalter mit, der aus dem fernen Frankreich stammt. Warnungen der Bewohner des nahe gelegenen Städtchens ignoriert unser Trupp natürlich. Um das verlassene Resort rankt sich nämlich eine düstere Legende. Ein junges Mädchen kam durch einen Unfall auf der Piste, in den auch ein Snowboarder involviert war, tragisch ums Leben. Ihr Geist soll immer noch dort umherspuken und Jagd auf Leute machen, die verwaiste Abhänge zu ihrem Vergnügen nutzen.

So dauert es natürlich nicht lange, bis der Erste sein Leben lassen muss. SHREDDER bewegt sich dabei auf bewährten Slasherpfaden. Die ersten Opfer werden, wie es sich gehört, fernab der Gruppe getötet, um erst im letzten Filmdrittel von dieser entdeckt zu werden, bevor man sich auf ein spannend inszeniertes Finale zubewegt, in dem niemand verschont wird. Auch die örtliche Polizei und der alte Betreiber der Anlage schalten sich ein, denn ein traditioneller Slasher braucht ja auch noch kleine Nebenplots, um die Identität des Killers zu verschleiern und den Zuschauer in die Irre zu führen. Das gelingt hier sehr gut, denn bis zum Höhepunkt des Films werden der Killer und seine Beweggründe weitestgehend im Dunkeln gehalten, was am Ende für einen „Aha“-Effekt sorgt, bei dem man die einzelnen Puzzlestücke, die einem dann erst offensichtlich werden, zusammenfügt.

Herzstück in diesem Genre sind natürlich die Kills. Da kann SHREDDER richtig gut punkten. Jeder Mord ist wunderbar umgesetzt, teilweise übertrieben komisch und vor allem schön blutig. Handgemachte Enthauptungen, kreative Fallen, der bewährte Schürhaken oder simples Erschlagen – eine klare Hommage an Klassiker wie FREITAG DER 13., SLEEPAWAY CAMP und SCREAM. Darüber hinaus, und damit es nicht langweilig wird, lockern rasante Snowboard Abfahrten das Geschehen auf, ein wenig (ganz harmlosen) Sex gibt es obendrauf. Da sich SHREDDER nie so ganz ernst nimmt, wirken die spannend inszenierten Hetzjagden des maskierten Mörders umso wirkungsvoller. Dort kippt die Stimmung dann ganz schnell, bevor wieder ein wenig Raum zum Durchatmen gegeben wird. Sehr schön – der Humor kommt hier nicht zu kurz und wirkt auch nicht deplatziert. Ein paar Gags und ein herrlich doofer Running Gag ziehen sich Etappenweise immer wieder durch die Handlung. Die 82 Minuten vergehen wie im Flug und wirken wie aus einem Guss.

Wenn ich etwas zu bemängeln habe, dann sind das die teils limitierten schauspielerischen Fähigkeiten, die zu keiner Zeit das obere Mittelmaß verlassen, auch wenn ich das bei einem Slasher durchaus ignorieren kann. Ein weiterer Aspekt, der nicht ganz gelungen ist, ist die Optik. Damit meine ich nicht die Sets oder die Ausstattung der Produktion, sondern die verwendeten Kameras. SHREDDER sieht nicht superbillig aus, aber eben auch nicht wie eine Kinoproduktion. Guter Direct-to-DVD Standard. Nicht mehr, nicht weniger. Richtig fies ist das allerdings bei beiden deutschen DVD Veröffentlichungen. Denn sowohl die Planet-Media Scheibe als auch die Neuauflage von M.I.B. (als SNOW BUTCHER) bieten zwar eine gute Tonabmischung in DTS / DD 5.1 samt ordentlicher deutscher Synchro, liefern das Bildmaterial aber nur im 4:3 Open Matte Format. Schade, bot die US- und die UK-Veröffentlichung doch das originale Kinoformat.

Für Fans humorvoller Slasherkost ist SHREDDER einen Blick wert. Vielleicht kein pures Gold, aber immerhin Silber und ein echter Geheimtipp. Leider wird der Film kaum besprochen oder genannt, da er von deutlich populäreren Vertretern in den Hintergrund gedrängt wird. Eine aktuelle DVD Auflage gibt es zwar nicht, als gebrauchte Scheibe oder auf Börsen solltet ihr für einen schmalen Taler fündig werden. Meine DVD hat mich gerade einmal zwei Euro gekostet. Mehr als fünf Dukaten müsst ihr aber auf keinen Fall hinlegen. Bei dem Preis sollte man nicht zögern, sich diesen Underdog ins Regal zu stellen.

UK-Trailer:

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